Für alle, die nicht vor Ort waren, wollen wir gerne einen kleinen Rückblick vornehmen und vor allem von der Aktion „Kohle erSetzen! goes EndeGelände“ erzählen. Vorab sei gesagt: Alle 85 „Kohle erSetzen! goes EndeGelände“-Aktivist*innen können mächtig stolz auf sich sein! Für mehr als drei Stunden haben wir in einer auf die Unterstützung von Ende Gelände ausgelegten Aktion die Hauptverkehrsachse der Polizei zur Schienenblockade durch eine Straßenblockade blockiert und waren somit ein wichtiger Teil im Aktionsplan. Aber fangen wir vorne an!
Schon am Freitag fingen bis zu 50 Menschen an, sich parallel zu den Aktionstrainings auf dem EndeGelände-Camp zu organisieren und gemeinsam in Sprecher*innenräten und Aktionsplena die Aktion miteinander auszugestalten. Bezugsgruppenfindungen, Inforunden und Diskussionen standen auf der Tagesordnung und ließen immer mehr erahnen, wie die Aktion ausehen würde. Letzte umfangreiche Planänderungen wurden noch mitten in der Nacht von Freitag auf Samstag nötig, bis dann ein detailreicher Aktionsplan stand. Dann, am frühen Samstagmorgen, klingelten die Wecker und läuteten die Aktion ein! Ein Fußmarsch von insgesamt 10 Kilometern, dazwischen eine Busfahrt standen uns bevor, bis wir an der Hambi-Mahnwache östlich von Morschenich auf den pinken Finger von EndeGelände trafen.
Von nun an begann die heikle Phase unseres Planes. Sehr bestimmt, aber in Ruhe schlängelte sich der ca. 1.000 Menschen starke Finger inklusive der „Kohle erSetzen! goes EndeGelände“-Aktionsgruppe über Äcker und Wiesen in Richtung Hambachbahn, auf der an anderen Tagen alle 15 Minuten ein vollbeladener Kohlezug durchrauscht. Die Polizei war trotz Großaufgebot inklusive Reiter*innenstaffel nicht in der Lage, die Aktivist*innen von EndeGelände und damit auch uns aufzuhalten. Nachdem unsere kleine Aktionsgruppe einige Äcker zusammen mit dem pinken Finger überquert hatte, schritt Pink in Richtung der Schienen und „Kohle erSetzen! goes Ende Gelände“ verwirrte die Polizei endgültig: Wir lösten uns aus dem pinken Finger heraus und spazierten ungehindert auf unsere Zielstraße zu. An mehreren Einsatzfahrzeugen vorbeischreitend wussten wir, dass wir es jetzt geschafft hatten: Von diesem Moment an stauten sich hinter uns die Polizeiautos! Voller Freude über den gelungenen Coup skandierten wir „Whose Street?! Our street!!!“ (zu Deutsch: „Wessen Straße?! Unsere Straße!!!“).
Dieser Landstraße mussten wir nur noch einige hundert Meter folgen, um zu unserem endgültigen Blockadepunkt zu kommen. Dort setzten wir uns zur völligen Verwirrung der Polizeikette vor uns in aller Ruhe hin und begannen sofort mit Bannern, Seifenblasen, Chor-Gesängen und Clownerie, den Straßenraum für uns einzunehmen. Einige hundert Meter entfernt von uns strömten einige Minuten später knapp tausend Ende Geländistas auf die Schienen der Hambachbahn – dank unserer Aktion auf den letzten Metern völlig unbehelligt von der Polizei. Die Kohlezufuhr zu den Kraftwerken Neurath und Niederaußem, zwei der größten Klimakillern Europas? Abgeschnitten!
Gekesselt von der Polizei blieben wir so lange wie möglich sitzen. Kurz vor der Räumung bot sich dann die Möglichkeit, dass jede*r, der*die sich nicht durch die Polizei wegtragen lassen wollte, die Blockade verlassen kann – am Ende ohne jegliche Angabe von Personalien und mit einem Bus zurück nach Düren. Denn es war nicht Ziel, auf Biegen und Brechen eine Räumung zu erzwingen, sondern dass jeder*m die Möglichkeit gegeben wird, so lange Zivilen Ungehorsam zu leisten, wie es individuell möglich und für sich selbst verantwortbar ist. Unter Applaus, Gesang und „Viel Erfolg“-Rufen blieben 17 Aktivist*innen dennoch entschlossen sitzen, um bis zur Räumung bewusst Gesetze zu überschreiten und mit ihrem Zivilen Ungehorsam lautstark zu fordern, die „Kohle zu erSetzen!„
Nach einem sonnigen Tag begann die Polizei dann am Nachmittag damit, Menschen von der Straße zu tragen, und kesselte sie am Straßenrand ein. Die Aktivist*innen wurden daraufhin noch für einige Stunden in der Kälte sitzen gelassen und wurden anschließend in Gefangenentransportern in die Gefangenensammelstelle Aachen (Gesa) abgefahren. Einige waren bereit, ihre Personalien abzugeben, andere verweigerten dies. Nach anfänglich guter Stimmung wurden die Menschen aus unserer Aktionsgruppe durch die Polizei teilweise bis in die tiefe Nacht in der Gesa festgehalten und zur Hälfte erkennungsdienstlich behandelt.
Am Ende des Tages bleibt der Eindruck: einige Polizist*innen begehen immer wieder ganz bewusst klare Rechtsbrüche – und die meisten Kolleg*innen schauen schweigend weg. Zivilcourage sieht anders aus – und so werden wir auch weiter auf die Straße gehen und unser Recht auf eine lebenswerte Zukunft und eine solidarische Gesellschaft mit einem guten Leben für Alle einfordern.
Lasst uns die Kohlemeiler vom Netz nehmen und der Zerstörung ein Ende bereiten.
Kohleausstieg? JETZT!
Für die juristische Nachbereitung zu Kohle erSetzen!, also vor allem falls ihr Post von der Polizei bekommt, ist das legal_team_fuer_alle@posteo.de eure Ansprechpartnerin. Meldet euch gern direkt dort bei Post!