Weitere Folgen der Braunkohle

Bedenkt bei all diesen Hintergrundtexten: Wir sind gut informiert, aber keine Expert_innen in all diesen Bereichen. Wenn Meinungen in die Texte eingeflossen sind, stellen diese natürlich nicht die Meinung aller dar, die an der Aktion teilnehmen oder diese mit vorbereiten. Sie sollen lediglich einige Informationen zusammenfassen, damit die Aktion auch inhaltlich gut fundiert ist.

Landschaftszerstörung

In Deutschland wird Braunkohle ausschließlich in Tagebauen abgebaut, also oberirdisch in riesigen Gruben. Dafür wurde bereits eine Fläche von knapp 1800 km² beansprucht, das entspricht 0,5 % der Fläche Deutschlands bzw. fast 2,5-mal der Fläche Hamburgs.

Landschaft mitsamt Wiesen, Wäldern, Äckern und Siedlungen wurde zerstört. Alles muss weichen, damit der Boden und das anstehende Gestein (zusammen Abraum genannt) über der Braunkohle abgetragen werden kann, um diese dann mit den weltweit größten Baggern zu fördern. Für den Tagebau muss zudem großflächig das Grundwasser abgesenkt werden; dies schädigt dauerhaft den Grundwasserkörper. Ein abgesenkter Grundwasserspiegel kann ebenso Bergschäden an der Bebauung (z.B. Risse) verursachen und Wälder bei Trockenheit schädigen.

Ein weiteres Problem, gerade im Lausitzer Revier, ist die Verockerung von Flüssen. Dort lagert im Boden neben der Braunkohle auch Pyrit, von Chemiker_innen Eisendisulfid genannt, welches durch die Abraumbagger zu Tage gefördert wird und so zu Sulfat und Eisenhydroxid oxidiert. Das erste macht das Wasser sauer, das zweite färbt das Wasser ab einer bestimmten Konzentration ockerrot. Für die menschliche Gesundheit ist der Eisenocker unbedenklich, für die Umwelt aber hat er mit der Versauerung der Gewässer schwere Auswirkungen.

Nach dem Abbau bleiben dann Kippengelände übrig, die wie Mondlandschaften aussehen. Die Betreiber der Tagebaue sind zwar verpflichtet, die Landschaft zu rekultivieren. Doch es braucht Jahre und Jahrzehnte, bis sich wieder intakte Wälder auf der ehemaligen Abbaufläche befinden oder sie wieder landwirtschaftlich genutzt werden kann. Bis sich eine fruchtbare Bodenkrume wieder eigenständig herausbildet, vergehen Jahrhunderte.

Oft werden die letzten Teile der Gruben in Restlochseen umgewandelt. Diese Seen werden teilweise als touristische Attraktionen und zur Naherholung genutzt, bergen aber auch Gefahren. Im Juli 2009 kam es in Nachterstedt (Sachsen-Anhalt) zum Abbruch eines etwa 350 Meter breiten Landstreifens in den südlichen Ausläufer des Concordiasees, ein Restlochsee früherer Tagebaue. Dabei wurde ein Teil des Dorfes mitgerissen, 3 Menschen starben und 42 verloren ihr Zuhause. Ähnliche Ereignisse lassen sich auch bei heutigen Tagebauen und Restlochseen keineswegs ausschließen.

Umsiedlung und Gesundheitsschäden

In den letzten 100 Jahren sind hierzulande knapp 300 Orte für den Braunkohleabbau zerstört worden. Zehntausende Menschen mussten umgesiedelt werden, manche mehrfach und viele gegen ihren Willen. Allein im Rheinischen Revier sind seit 1952 mehr als 40.000 Menschen umgesiedelt worden. Aktuell wird dort die Umsiedlung von weiteren 1.600 Menschen in fünf Ortschaften für den Tagebau Garzweiler II vorbereitet. Nur Holzweiler mit seinen 1.300 Einwohner_innen bleibt dieses Schicksal erspart. Im März 2014 hat die rot-grüne NRW-Landesregierung beschlossen, den Tagebau Garzweiler II zu verkleinern. Mit der neuen „Leitentscheidung“ von 2016 wurde dies offiziell. Die Menschen, die noch in der Nähe der Tagebaue wohnen, sind allerdings einer starken Lärm- und Staubbelastung ausgesetzt.

Feinstaub, Stickoxide, Quecksilber, Blei, Arsen, Kadmium – aus den Schornsteinen von Kohlekraftwerken gelangen große Mengen gesundheitsschädliche Schadstoffe in unsere Atemluft. Eine erhöhte Belastung mit Feinstäuben – kleinsten Partikeln, die über die Lunge bis in den Blutkreislauf gelangen können – erhöht die Wahrscheinlichkeit an Asthma, Herzkreislauf- und Atemwegserkrankungen und Lungenkrebs zu erkranken. Und was vielen nicht bewusst ist: Die Hälfte der deutschen Quecksilberemissionen stammt aus Deutschlands Braunkohlekraftwerken. Alleine in Deutschland führen Schadstoffe aus der Kohleverstromung jährlich zu etwa 2.700 vorzeitigen Todesfällen. Einer Untersuchung der Universität Stuttgart im Auftrag von Greenpeace zufolge verursachen die 300 größten Kohlekraftwerke Europas jedes Jahr den vorzeitigen Tod von 22.000 Menschen.

Leeres Ortsschild rahmt den Blick auf den Tagebau Garzweiler (am "Skywalk")
Leeres Ortsschild rahmt den Blick auf den Tagebau Garzweiler (am „Skywalk“): zerstörte Landschaft und Ortschaft.

 

Zum Weiterlesen

BUND (2005): Braunkohle und Grundwasser. Ein Bodenschatz wird geplündert.

HEAL (Health and Environment Alliance) (2013): Was Kohlestrom wirklich kostet. Gesundheitsfolgen und externe Kosten durch Schadstoffemissionen.

Klimaretter (2013): Verockerung – Ein Ewigkeitsproblem der Braunkohle.

Greenpeace (2013): Silent Killers. Luftverschmutzung durch Kohlekraftwerke.