PM: Kohlekonflikt im Rheinland entbrennt von Neuem: Sitzblockade schützt Dörfer vor RWE

Keyenberg, 22.07.2020. Aktuell blockieren rund 60 Menschen unter dem Motto „Keinen Meter der Kohle“ die Abrissarbeiten vor den bedrohten Dörfern am Tagebau Garzweiler II. Auch direkt Betroffene aus den Dörfern gingen den Schritt zum Zivilen Ungehorsam. Seit Montag wird von RWE der letzte Schutzwall vor den insgesamt sechs Dörfern abgerissen: die Landstraße L277, die Keyenberg und Lützerath als Lebensader verbindet. Das Bündnis „Keinen Meter der Kohle“ fordert von der Landesregierung, die Zerstörungen durch den Tagebau sofort zu stoppen.

Viele der Protestierenden fühlen sich stark an die Räumung des Hambacher Waldes im Herbst 2018 erinnert. „RWE und der NRW-Landesregierung entfachen erneut den Kohlekonflikt. Es ist davon auszugehen, dass sich die Auseinandersetzung um die bedrohten Dörfer in den nächsten Monaten stark zuspitzen wird. Denn RWE und die (Landes-)Regierung ignorieren weiterhin völlig die Klimakrise. Diese Straße ist die 1,5-Grad-Grenze in Asphalt“, verdeutlicht Clara Tempel vom Jungen Netzwerk für politische Aktionen (JunepA) die Dramatik der Lage. Im Kohleverlängerungsgesetz ist weiterhin vorgesehen, den Tagebau Garzweiler in den nächsten 19 Jahren vollständig auszukohlen. „Das ist ein Verbrechen am Völkerrecht des Pariser Klimavertrags“, ergänzt Tempel. Denn unter den bedrohten Dörfern am Tagebau Garzweiler liegen gigantische 600 Millionen Tonnen der klimaschädlichen Braunkohle. Würde diese genutzt wie von RWE geplant, wären die Pariser Klimaziele für Deutschland unerreichbar.

„Das Kohleverlängerungsgesetz ist ein Schlag ins Gesicht für alle, die für eine gerechte Zukunft in ihren bedrohten Dörfern und weltweit eintreten“, macht Mira Jäger von Kohle erSetzen! deutlich. Wenn die Straße vollständig abgerissen ist, liegen die sechs Dörfer offen und schutzlos vor den riesigen Kohlebaggern. „Dieser Zerstörung von Zuhause und der Zwangsumsiedlung der hier lebenden 1500 Menschen stellen wir uns entschieden entgegen“, ergänzt Jäger. „Wir werden heute Zeuge von hemmungslosem Regierungsversagen angesichts der dramatischen Klimakrise, die hunderte Millionen Menschenleben bedroht. Daher sehen wir uns dazu gezwungen, mittels zivilem Ungehorsam in dieses Unrecht einzugreifen. Gegen die schleichende Klimakatastrophe muss genauso konsequent gehandelt werden wie in der Coronakrise“.